Füße

Hintergrund:

Der kindliche Fuß zeigt von Geburt an physiologisch eine Knick-Senk-Form. Diese behalten nahezu 97% aller 2-jährigen Kinder, bis zum 6. Lebensjahr ist diese Form noch physiologisch. Dann beginnt sich das Längsgewölbe auszubilden. Bis zum 10. Lebensjahr behalten nur noch 4 % der Kinder einen Knick-Senk-Fuß. Die meisten Knick-Senk-Füße sind asymptomatisch und bedürfen keiner Intervention. Obwohl aber die Evidenz für den Nutzen einer Einlagentherapie minimal ist und nur 1-2% der Kinder mit Knick-Senk-Füßen Schmerzen haben, werden einer Studie zufolge aber 10% der Kinder mit Knick-Senk-Fuß einer Behandlung mit Einlagen unterzogen. Dies ist nicht nur medizinisch unnötig und volkswirtschaftlich unangebracht, sondern kann bei den Patienten*innen auch negative psychische Konsequenzen haben. Um das 12. Lebensjahr hat der Fuß selbst dann nur noch ein geringeres Verbesserungspotential und ist ausgewachsen, kann rigide werden und Schmerzen verursachen. In dieser Phase ist es sinnvoll, bei pathologischen Befunden eine Ursachenforschung zu betreiben und gegebenenfalls eine (operative) Therapie einzuleiten.

Auf was sollte bei der Untersuchung der Füße besonders geachtet werden?

  • Inspektion im Stehen: Fußlängsgewölbe vorhanden? Beschwielung?
  • Palpation: Jack-Test führt zur Ausbildung eines Fußlängsgewölbes?
  • Zehenspitzenstand: Varisierung der Ferse mit Ausbildung eines Fußlängsgewölbes?
  • Beweglichkeit des Fußes: OSG, USG, Flexibilität?
  • Physiologische Bandbreite der Fußform
  • Spitzfüße können eine neurologische Ursache haben

Welche Diagnosen im Bereich Füße sind für OrthoKids relevant? Welche Diagnosekriterien gelten?

  • Physiologische Entwicklung des Fußes:
    • Knick-Senk-Form bei Geburt, mit Ende des 2. LJ. behalten 97% der Kinder diese Form; dann im Verlauf zunehmende Ausbildung des Längsgewölbes bis zum 12.LJ;
      (Knick-Senk-Form kann durch physiologisch erhöhte femorale Antetorsion und außendrehende Gegenkorrektur des Fußes verstärkt erscheinen, aufgrund der Valgisierung der Ferse und Hyperpronation des Fußes
  • Knick-Senk-Plattfuß
    • Grund: Eine allgemeine Bandlaxizität führt zur Kippung des Talus über den Calcaneus nach medial und kaudal, das Os naviculare luxiert nach lateral. Der Calcaneus kommt in eine Pronationsstellung und wird valgisch. Dies kann durch Übergewicht verstärkt werden.
  • Spitzfuß
    • Äthiologieabklärung: strukturelle (Muskelverkürzung) oder neurologische Ursache möglich
    • Fehlende Dorsalextension im OSG
  • Hohlfuß:
    • Äthiologieabklärung: neurologische Ursache (HSMN?)
    • Asymptomatisch: Verlaufskontrollen
    • Symptomatisch = behandlungswürdig: weichbettende Einlagen, ggfs. operative Korrektur
  • Hallux valgus:
    • Valgusstellung der Großzehe im MTP-Gelenk. Davon abzugrenzen der Hallux valgus interphalangeus mit Valgusstellung des Endglieds der Großzehe im IP-Gelenk
    • Die Einteilung hängt vom Intermetatarsalwinkel (IM) oder Hallux valgus Winkel (HV) ab:
      • mild HV 21-30°, IM 11-15°
      • moderat HV 31-40°, IM 16-20°
      • schwer HV >40°, IM >20°
    • Der Hallux valgus nimmt im Wachstumsalter bis zum 10. Lebensjahr physiologischerweise um 1,5°/Jahr (HV) oder 0,8°/Jahr bis zum Fugenschluss zu.

Welche weitere Diagnostik und Behandlung wird empfohlen?

  • Knick-Senk-Plattfuß
    • Asymptomatische Knick-Senk-Füße sind i.d.R. nicht behandlungswürdig: medial abstützenden Einlagen können die Höhe und Ausbildung des Fußgewölbes nicht beeinflussen. Durch die Anhebung des medialen Fußrandes wird die Muskulatur entlastet und inaktiv!
    • Diagnostik: ggfs. Röntgen, Druckmessplatte, Podoskopie:
    • Therapie
      • Asymptomatisch: Verlaufskontrollen
      • Symptomatisch = behandlungswürdig: Einlagentherapie, Physiotherapie, Schraubenarthrorise?
  • Spitzfuß:
    • Diagnostik: Klinische Untersuchung, Abklärung einer neurologischen Äthiologie
    • Therapie:
      • Physiotherapie, Gipsredression, Orthesen, Achillessehnenverlängerung
  • Hohlfuß
    • Diagnostik: Klinische Untersuchung, Abklärung einer neurologischen Äthiologie
    • Therapie:
      • Asymptomatisch: Verlaufskontrollen
      • Symptomatisch = behandlungswürdig: weichbettende Einlagen, ggfs. operative Korrektur
  • Hallux valgus:
    • Diagnostik: Fuß a.p. und seitlich im Stehen
    • Therapie:
      • asymptomatisch: Verlaufskontrollen
      • symtomatisch: Einlagen (bei KSF), Hallux valgus Schiene, Physiotherapie, laterale Hemiepiphysiodese, operative Therapie bei ausgewachsenem Fuß